„Es gilt den gesellschaftlichen Diskurs über reaktionäre, nazistische, rassistische Entwicklungen in unserer Gesellschaft mit und über die Literatur voranzutreiben. Statt Vereinzelung und Sparpolitik auf dem Rücken des ärmeren Teils der Bevölkerung durch das Auseinandertreiben der Einkommensschere braucht es Solidarität und gegenseitige Unterstützung! Beides war auf der Leipziger Buchmesse 2018 unter den AutorInnen und VerlagsvertreterInnen zu spüren. Dies kam auch bei vielen auf der Literadio Bühne präsentierten Werken zum Vorschein. Insbesondere bei der Diskussion „Stimmen gegen Rechts!“ „, meinte Christian Berger, Projektleiter von literadio.
Das Aktionsbündnis #verlagegegenrechts hat aktiv dazu beigetragen, dass die Buchmesse zu einem Ort politischer Debatte geworden ist.
#verlagegegenrechts ist für viele ein Orientierungspunkt geworden, die sich gegen die Verbreitung rechter Ideologien nicht nur auf der Messe positionieren wollten”, so René Arnsburg, Mitinitiator der Initiative.
Damit ist das Ziel, den Schwerpunkt auf eine inhaltliche Auseinandersetzung zu legen, voll erreicht worden. Alle Veranstaltungen von #verlagegegenrechts waren traumhaft besucht. In 13 hochkarätig besetzten Veranstaltungen im Rahmen des Messeprogramms wurde über LGBTIQ-Rechte, die Funktion von Antifeminismus in der Rechten,
Meinungsfreiheit als Kampfbegriff, die Ursachen für das Erstarken rechter Ideologien und Ansätze für Gegenwehr diskutiert. „Die Veranstaltungen waren energiegeladen. Viele Zuhörer*innen haben im Anschluss weiterdiskutiert – die Debatte wurde auf die Buchmesse getragen”, so Lisa Mangold, Mitinitiatorin der Kampagne.
Die Vernetzung mit lokalen Initiativen hat dafür gesorgt, von Anfang an nicht nur auf der Messe aktiv zu sein, sondern über die Buchbranche hinaus zu wirken.
„Es war motivierend zu sehen, wie viele Besucher*innen und Kolleg*innen aktiv geworden sind, mitdiskutiert haben und rechter Hetze widersprochen haben.”, so Zoë Beck, Mitinitiatorin von #verlagegegenrechts.
Die Kundgebung zur Eröffnung der Buchmesse auf dem Augustusplatz am 14.3. setzte den friedlichen, aber kritischen und konstruktiven Ton für die kommenden Tage. Die Eröffnungsfeier selbst war politisch wie nie, und es gab unzählige positive Bezüge auf #verlagegegenrechts während der folgenden Tage.
Auch das Vorhaben der Rechten, durch gezielte Provokationen – unter anderem in Halle 5 bei den Unterstützer*innen des Bündnisses – einen Skandal hervorzurufen, um Bilder für die eigene Opferinszenierung zu schaffen, ging nicht auf. Drängeleien, grobe Beleidigungen und Geschrei wurden ruhig und bestimmt beantwortet.
An den Ständen der rechten Verlage waren Personen anwesend, die wegen Volksverhetzung oder Gewalttaten bereits verurteilt wurden. Unter dem Applaus von eigens dafür angereisten Mitgliedern der Identitären Bewegung, rechten Hooligans, NPD-Funktionär*innen und deren Umfeld wurden der Holocaust geleugnet, rassistische Theorien und Antisemitismus verbreitet. Das zeigt deutlich, dass die rechten Verlage mehr als reine Buch- und Zeitungsverlage sind und gleichzeitig eine Netzwerkfunktion für die gesamte Szene erfüllen.„Die Messe Leipzig ist ihrem Versprechen nicht nachgekommen, vom Hausrecht strikten Gebrauch zu machen, wenn die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten werden. Auch zum Teil physische Provokationen von rechts blieben ohne Eingriff seitens der Sicherheitskräfte”, so Lisa Mangold.
Das Aktionsbündnis sah und sieht sich weiterhin als aktiver Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Trotzdem klar ist, dass rechte Positionen nicht auf einer Buchmesse aus der Welt geschafft werden können, waren die Aktivitäten auf und um die Leipziger Buchmesse 2018 der Beginn einer beispielhaften Kampagne. „Der Schulterschluss und die Reproduktion mit rechten Argumenten auch gegen das Bündnis, die sich in einigen Kommentaren der Welt und anderer Medien zeigen, macht klar, dass es keinen Grund zur Entwarnung gibt.”, so René Arnsburg.
Viele Kulturschaffende, Politiker*innen und Personen aus dem akademischen Bereich bis hin zur radikalen Rechten haben in den letzten Tagen die rassistische “Erklärung 2018” unterzeichnet. „Diese Erklärung ist feige und polemisch. Auch Konservative müssen erkennen, dass sie mit solchen “Solidarisierungen” antidemokratische Kräfte stärken. Da müssen wir zukünftig mit #verlagegegenrechts ansetzen.”, so Zoe Beck.
(Pressemitteilung #verlagegegenrechts 18.3.2018