wir erlauben uns auf die Egon Friedell Festspiele in unserem Webradio hinzuweisen.
Diese werden am 11.7. 2022 10:30 mit Folge 1 beginnen und die letzte Folge 130 wird am 16.07.2022 um 03:33 enden. Damit wird die vollständige Podcastreihe von Herbert Gnauer in unserem Webradio erstmals linear hörbar gemacht. Natürlich sind alle Folgen auch als Podcast abonnierbar und auch On Demand auf Gnauers Webseite oder im CBA abrufbar. Wir erwarten ja nicht, dass Menschen fast 6 Tage lang Friedell hören können – aber es kann durchaus Vergnügen bereiten zwischendurch mal reinzuhören oder sich in der Sendungsübersicht anzusehen, was da alles zur Sprache kommt. Kulturgeschichte zum Reinschnuppern. Von dort ist es auch nur ein Klick, um einzelne Folgen On Demand zu hören.
Es ist auch durchaus gestattet und spannend das Buch beliebig aufzuschlagen und reinzulesen. Es muss nicht immer ein medienwirksames Jubiläum anstehen, um auf interessante Literatur zu verweisen.
Viel Vergnügen und spannende Hörerlebnisse wünscht literadio bei einem Besuch unseres Webradios.
Egon Friedell – Kulturgeschichte der Neuzeit
Die Krisis der Europäischen Seele von der Schwarzen Pest bis zum Ersten Weltkrieg
Kommentierte Radiolesung des ungekürzten Textes
Egon Friedell war enorm vielseitiger, ebenso scharfsinniger wie scharfzüngiger Beobachter (nicht nur) seiner Zeit, tätig unter anderem als Publizist, Bühnenautor, Schauspieler, Kabarettist und Kulturphilosoph. Seine „Kulturgeschichte der Neuzeit“, in drei Bänden zwischen 1927 und 1931 erschienen, geriet zum vielfach übersetzten Bestseller. Obwohl, oder vielmehr weil er darin nicht nur ein außerordentlich weit gefasstes, sondern auch ganz bewusst höchst persönliches Geschichtsbild entwickelte und nach eigenen Worten stets bemüht war, „eine möglichst unwissenschaftliche Darstellung zu geben“, hat das Werk bis heute viel von seiner Frische, Faszination und Relevanz bewahrt. Wohl nicht zuletzt, weil Friedell bewusst war, dass historische Betrachtungen stets mehr über die Zeit erzählen, in der sie angestellt wurden, als über darin beschriebene Epochen. Hierin stellt der Text nicht nur keine Ausnahme dar, sondern kann geradezu als Paradebeispiel gelten.
Als im März 1938, wenige Tage nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland, zwei SA Männer vor seinem Wohnhaus erschienen, wählte Friedell den Freitod. 2008 nahmen wir die siebzigste Wiederkehr seines Todestages zum Anlass, sein Opus Magnum mit Unterstützung von 134 Gästen aus unterschiedlichsten Bereichen ungekürzt zu lesen und uns über bloßes Gedenken hinaus einige Gedanken zu machen. So entstanden zwischen Oktober 2008 und Juni 2014 insgesamt 130 etwa einstündige Sendungen, in denen der Text gelesen, kommentiert und durchaus auch kritisch hinterfragt wurde. Mit wachsendem zeitlichen Abstand wird die Radioreihe nun mehr und mehr selbst zu einem Dokument ihrer Entstehungszeit.
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