Ein Nachmittag am Stand

Natalie Soondrum
Nachdem man sich vom Haupteingang durch die Menschenmassen durchgewühlt hat, ist am Stand von literadio in Halle 4 alles so wie immer. Gedämpfte Stimmen, aber gediegene Stimmung, Autor für Autor, Verleger für Verleger treten auf, setzen sich mit Herbert Gnauer, Daniela Fürst oder Pamela Neuwirth an den Tisch auf dem kleinen Podest und unterhalten sich und andere.

Daniel Wisser liest aus „Der weiße Elefant“ und verkündet mit solemner Stimme so etwas wie: „Mein Gott ist kein Jude, kein Palästinenser, sondern Austro-Faschist.“ Pause, keine Lacher. Na, doch, heimlich.

Der Kärntner Slowene Lojze Wieser ist ein guter Freund, der in einem familiären Gespräch sein Verlagsprogramm vorstellt und dabei mit ruhigen, aber deutlichen Worten, den Neoliberalismus anprangert und seine Vorstellungen von einem gerechteren Europa kundtut.

Danach geht es nurmehr ums Material: Victor Otto Stomps, berüchtigter Büchermacher, Vater der Rabenpresse, ist Thema von Christian Ewald, selbst Gründer der Katzengraben-Presse. Er ergeht sich über die Kunst, die Buchgestaltung aus dem Textinhalt heraus wachsen zu lassen und was für Vorteile die Wellpappe dabei hat.

Ein Besuch am Stand von literadio ist also ein Geschenk auf der übervollen Büchermesse: Da es eh zu voll ist um stehenden Fußes zu lustwandeln, setzt man sich besser gleich hin und lässt die Ohrwascheln flanieren.

Gastkommentar von Natalie Soondrum, freie Journalistin für die Frankfurter Rundschau u.a.